Winterreise

„Fremd eingezogen, fremd ausgezogen, die Leier drehend, immer dieselbe Leier“.

 Die „Winterreise“ ist der persönlichste Text von Elfriede Jelinek. Er erzählt von Menschen, die aus der Zeit gefallen sind. Streben und Verlust, Liebe und Verlassenheit, Heimat und Haltlosigkeit: Jelinek führt uns mitten in das Chaos unserer Gegenwart. Ausgehend vom berühmten Gedichtzyklus von Wilhelm Müller, der von Franz Schubert kongenial vertont wurde, schickt sie ihre namenlosen Figuren in ihre ganz eigene Winterreise.

 Diese Reise führt in acht Kapitel an unterschiedlichste Orte: Undurchdringliche Bankenskandale, die Medienhetze gegen Natascha Kampusch, Datingplattformen und Skihütten, dazu philosophische Reflexionen zu Zeit und Endlichkeit. Der Text ist eine Spurensuche durch den Wirrwarr unserer Zeit und endet ganz persönlich: „Immer dreht sie ihre Leier“ ätzt die Autorin gegen sich selbst. Vorher hat sie ihren Vater zu Wort kommen lassen, der sein Leben, in Demenz versunken, in einer Irrenanstalt zu Ende brachte. Jelinek zeigt uns Menschen, die am Leben vorbei leben, solche, die aus der Gesellschaft gefallen sind.

 Dabei schont sich die Autorin an keiner Stelle. „Ich stecke fest in meinem Scheitern“, stellt das lyrische Ich fest. Der poetischste Text der Literaturnobelpreisträgerin führt uns hinein in die großen Fragen der menschlichen Existenz – und in die persönlichen Tragödien der größten Dramatikerin unserer Zeit.

Presse:

"Eng deels absurd Rees, déi duerch hir Atmosphär an excellent schauspilleresch Leeschtunge komplett iwwerzeege kann an déi ee net soll verpassen. (...) Begleet ginn d'Texter vu live Musek op der Bün vum Franz Leander Klee am Henning Nierstenhöfer déi ënnert anerem Piano, Akkordeon oder Trompett spillen. Deels begleede se d'Textpassagen, deels steet d'Musek am Vierdergrond an dominéiert. Och hei gëtt mat engem Wiessel gespillt, deen dem Stéck eng extrem flott Dynamik gëtt  an e Rhythmus deen een op der Rees begleet. (...) D'Leeschtunge vun de véier Acteuren, Catherine Elsen, Nora Koenig, Nickel Bösenberg a Max Thommes si luewenswäert. All Mimik, all Gestik sëtzt, alles a jiddereen ass openeen ofgestëmmt a léisst een och bei seriöen Themen ëmmer erëm haart laachen oder an sech era schmunzelen. Eng Rees, déi een a mengen Ae wierklech net verpasse soll." (RTL Luxemburg)

"Ein Muss für alle Theaterfans! (...) Dreh- und Angelpunkt der Aufführung ist ein riesiges Stahlgerüst, an das sich die Schauspielenden schlingen, daran auf und ab klettern und es sich für ihre Performance zu eigen machen. Als so simpel und doch so genial erweist sich die Konstruktion, die mit vielen kleinen Details übersät ist: Eine österreichische Flagge, eine Kuhglocke, eine Art Bett und Skier sind etwa auf den ersten Blick ersichtlich. Alles Elemente, die auf den Inhalt der rund eineinhalbstündigen Vorführung verweisen. (...) Eine Inszenierung, die sich als besonders atmosphärisch entpuppt und die von der starken Leistung der Darstellenden lebt. Sie alle schlüpfen konstant in neue Rollen, wechseln ihre Kostüme in Windeseile – und zeigen damit ebenso unterschiedliche Facetten des Stücks wie von sich selbst." (Luxemburger Wort)

"Am Gravitationszentrum des Geschehens, dem Klavier und anderen Instrumenten, erzeugen die Musiker Franz Leander Klee und Henning Nierstenhöfer herrlich düstere Klangwelten, die sich an Schuberts Liederzyklus anlehnen. Ihnen steht der Stimmenchor der namenlosen Figuren entgegen. (...) Die intensivsten Momente dieser Inszenierung sind getragen von der Musik." (Tageblatt)